Am Samstagnachmittag hatten Tanja und Vierstern einen kleinen Disput.
Wir waren mit der U-Bahn unterwegs zurück von einem Besuch im Schönbrunner Tiergarten in Richtung Stadt. Ich in einem luftigen, kurzärmeligen Kleid, den schwarzen Strohhut auf der (fast) platinblonden Mähne und neue Sandalen an den Füßen.
Vierstern vor allem eines: im Stress. Unruhig und quirlig, so als ob das Zusammensein mit mir ein Hindernisparcours wäre, den es alle ein bis zwei Wochen in Rekordzeit zu bewältigen gelte: hoppauf, hoppauf, gemma, gemma! Und dann hätten wir „das“ auch wieder einmal hinter uns!
Gewitterwolken am Beziehungshorizont. Ich fühle mich als Frau fröhlich und innerlich rund, ich möchte in dieser Stimmung für niemanden Stressfaktor sein. Da bin ich lieber noch alleine.
Im Gespräch höre ich zum wiederholten Male, was sie unter anderem beunruhigt: Ihre sexuelle Identität (als Hetera) wäre bedroht. Ihr Bild in den Augen der Welt wäre verschoben.
Dann die Frage, die uns zum Titel dieses Eintrags bringt: „Wie wäre das, wenn dir ein Mann auf den Hintern greifen würde?“
Wahrheitsgemäß antworte ich, dass es mir nicht wirklich unangenehm wäre, es aber schon auf das Mannsbild ankäme, an dem die Hand hängt. Wahrscheinlich würde ich es bei einem scheinbar empörten, spielerischen Protest belassen, solange der Mann nicht mehr probiert und nicht wirklich zudringlich wird.
Viersterns sinngemäße Reaktion ist eindeutig und streng: „Aber das ist ja entwürdigend!“
Ja, dafür hassen viele Feministinnen uns Transvestiten! Weil wir weibliche Klischees übernehmen, weil viele von uns absolut nichts dagegen haben, als Objekt sexuellen Begehrens (aber nicht „der sexuellen Begierde“!) gesehen zu werden, weil wir lieber Paris Hilton (Geld, Sexappeal) als Alice Schwarzer (Stärke, intellektuelle Brillanz) sein möchten (beide nicht unmittelbare Vorbilder für mich aber ihrerseits Klischee-Archetypen). Sie fühlen sich, als würden sie aus den eigenen Reihen angegriffen, von einem verkleideten, getarnten Mann – ja, eine Feministin würde Tanja wohl sicher die Akkreditierung als Frau verweigern! -, der die klischeehaften „Waffen einer Frau“ (Aussehen, Verführung, Sex) gegen sie richtet.
Ich kann es ja irgendwie verstehen.
Und damit niemand meine Antwort falsch versteht, schreibe ich an dieser Stelle klipp und klar: Kein Mann hat das Recht, einer Frau ungefragt auf den Po zu grapschen! Kapiert, ihr Machos in nah und fern?
Es ist auch eine simple Frage der bildhaften Wirkung. Mike im Kleid mit deutlich sichtbarem Make-up und auf High Heels, das ist eindeutig Tanja, also jemand, der als Frau wahrgenommen werden möchte. Darauf können Mitmenschen reagieren, mit Akzeptanz oder Ablehnung. Mike in Jeans mit Turnschuhen oder flachen Schuhen und dezentem Make-up, das ist bestenfalls ein androgynes Wesen, ein unentschiedenes Geschöpf, trotz Damenunterwäsche und Silikoneinlagen im BH. Darauf wissen viele Mitmenschen einfach keine Antwort, bleiben stumm oder schauen weg. Eine Bio-Frau ist sich ihrer Rolle und ihres Körpers sicher und kann daher leichten Herzens auf das eine oder andere Attribut beider verzichten oder es nicht betonen. Ein Transvestit kann das nicht – oder er tut sich jedenfalls viel schwerer dabei!
Ich bitte einfach um Verständnis, liebe Freundinnen, die ihr für Frauenrechte gekämpft habt und kämpft! Ich ziehe meinen schwarzen Strohhut. Ich danke euch!
Aber je schöner das Wetter wird, desto weniger verstehe ich auch Frauen, die in der warmen Luft unbedingt Hosen tragen möchten. So ein luftiges Sommerkleidchen ist doch unvergleichlich kühler und bequemer!