Unter dieser Schwelle siedet die Hölle….


Island-Solfatare

Island, Solfatarenfeld Námaskarth nahe der Krafla, 3. Juni 2012; die Berge des Mars oder doch das Tor zur Hölle? (c) T.W.

…meinte schon Goethes Dr. Faust, und in Island ist dieser Satz wörtlich zu nehmen. Natürlich nur, wenn man an den Teufel glaubt. Aber hier genügt es, an das Un- und Unterirdische zu glauben. Zu deutlich ist es hier auf Schritt und Tritt, dass diese Insel von den Urgewalten aus dem Inneren der Erde geschaffen und geprägt worden ist.

Bisher hatten wir auf unserer Rundreise Glück mit dem Wetter, meistens war es sonnig. Vor Húsavík haben wir auf  einer Touristenfahrt in die Skjálfandi-Bucht sogar einen leibhaftigen Blauwal sehen können. Angeblich haben nicht alle Teilnehmer solcher „Whale-Watching“-Fahrten dieses Glück, aber das erzählen die Bootsbesatzungen wahrscheinlich auf jeder Tour, damit die Teilnehmer/innen ganz besonders stolz sind. In Österreich würde man sagen, dass so der Trinkgeldumsatz angekurbelt werden soll, aber in Island spielt der Schmattes keine große Rolle.

Heute ist das Wetter schlechter geworden, aber ein paar Tage bleiben uns noch bis zum Rückflug.

Geschrieben im Gästehaus Skálafell, Süd-Island, am 4. Juni 2012.

Published in: on 4. Juni 2012 at 22:54  Kommentare deaktiviert für Unter dieser Schwelle siedet die Hölle….  
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An der Elbe


Es ist unsommerlich kalt hier. Ständiger Nordwestwind, instabiles Wetter, mal Regen, mal Sonnenfenster für ein oder zwei Stunden.

Es ist ein Wetter, das wie für Hamburg gemacht zu sein scheint. Dies ist keine Stadt für Träume und langes Nachdenken. Das können sich höchstens Touristinnen wie wir erlauben. Sonst heißt es schnell von einem Büro zum nächsten Konferenzsaal, dazwischen ein schneller Kaffee und ein Sandwich, kein Herumspazieren im Freien, da reicht der Regenschirm, um im Trockenen zu bleiben! Wie in London, dem ewigen Vorbild hanseatischer Handelsherren, Bankiers und Schiffseigner, regieren Uhr und Rechenstift. Da Hamburg auch heute noch ein sehr wichtiger Hafen ist, hat der Lauf von Ebbe und Flut hier auch noch reale wirtschaftliche Bedeutung. Hier werden Waren nicht nur gehandelt sondern auch umgeschlagen (meist in Gestalt von Containern).

Die Stadt wirkt auf mich noch viel kühler als zu Anfang dieses Jahrtausends, als ich zum ersten Mal ein paar Tage hier verbracht habe. Man vermisst plötzlich die „pickate“, anlassige Freundlichkeit, die gerade in Wien so weit verbreitet ist. Wir haben heute einen Spaziergang durch jenen früheren Teil des Freihafens unternommen, der derzeit als „Hafen-City“ zu einem neuen Stadtteil für Büro- und Luxuswohnhäuser umgebaut wird. Alles wirkt noch sehr steril, kühl, wie eine kleine Kopie der Londoner Docklands (das werden die Hanseaten nicht gerne lesen, aber es stimmt). Man fragt sich stets, wer denn hier einziehen wird, und ob es wirklich Bedarf für eine solche Retortenstadt gibt?

Und immer wieder der Himmel voller schnell ziehender Wolken, die Regenschleier, die man über der Elbe schon von weitem auf sich zukommen sieht.

Alles wirkt sehr herbstlich.

Published in: on 10. August 2011 at 19:30  Comments (1)  
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