Queerer Sex


Eine der Wurzeln des alten Klischeebilds von der Tunte, vom schwulen Transvestiten, der auf der Jagd nach Männern ist, kann man darin suchen, dass das feminine, im Idealfall perfekt weibliche Erscheinungsbild einer Tivi es Männern, die ihre homosexuellen erotischen Bedürfnisse nur mehr oder weniger heimlich ausleben, viel leichter macht, zu flirten und anzubandeln. Man flirtet mit einer Frau und bekommt, ein wenig verschämt vielleicht, dennoch jene genitalen Berührungen und Zärtlichkeiten, die es beim Heterosex nicht gibt. Man kann sich dabei auch noch einreden, von der Tivi, da ja so feminin ausgesehen hat, getäuscht worden zu sein. Ob das jemand Dritter glauben würde, steht auf einem anderen Blatt. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass Tivis im erotischen Beuteschema schwuler Männer etwa bei Null und in dem bisexueller Männer bei etwa 100 rangieren.

Wenn ich mich selbst an die Stelle der Tivi denke, dann wäre das aber auch keine wirkliche homosexuelle Begegnung, denn als Tivi empfinde ich mich als Frau. Wenn ich mit einem Mann Sex habe, der sich als Mann empfindet, was haben wir dann? Irgendetwas, das in kein Schema passt. „Queeren Sex“, so würde ich das ganz einfach nennen.

Ob es wohl eine Statistik darüber gibt, wie oft solcher queerer Sex vorkommt? Sehr selten, wäre meine Antwort. Sex ist in hohem Maße eine Kopfsache, und dazu gehört, dass die Fantasie alles, was passiert, aufbläst und größer macht, einfach nach dem Motto: öfter, geiler, wilder.

Published in: on 20. Oktober 2019 at 21:34  Comments (1)  
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Verbieten wir das doch einfach!


Die französische Nationalversammlung hat am 4. Dezember 2013 in erster Lesung ein Gesetz beschlossen, das die Nachfrage nach entgeltlichen sexuellen Dienstleistungen mit einer Geldstrafe bis zu 1.500 € bedroht.

Verbote, sie sind ebenso modern wie umstritten. Rauchen (in der Gastronomie), Biertrinken aus der Flasche auf öffentlichen Plätzen (in Graz und in den USA fast überall) und jetzt vielleicht auch noch die Prostitution, politisch korrekt: die Sexarbeit. Tugend durch Zwang und Strafe.

Es ist eine Bewegung, die von Schweden ihren Ausgang genommen hat und von Teilen der Frauenbewegung massiv unterstützt wird. Derzeit wird ein solches Verbot auch in Deutschland – dort ventiliert von der feministischen Frontfrau Alice Schwarzer – intensiv diskutiert.

In Österreich wurden dagegen in jüngerer Zeit eher Schritte unternommen, die Sexarbeit weiter zu legalisieren und abzusichern.

Die normale logische Kette, die zu einem Verbot und zur Strafbarkeit einschlägiger Handlungen führen würde, wäre nun diese:

  1. Prostitution ist ein gesellschaftliches Übel (moralisches Werturteil).
  2. Prostitution wird daher verboten (rechtspolitische Entscheidung) .
  3. Die an der Prostitution Beteiligten (Anbieter/innen, Käufer/innen, Zuhälter/innen, etc.) werden bestraft (rechtliche Konsequenz, Verpönung).

Der fragwürdige Trick, mit dem das moderne Prostitutionsverbot gerechtfertigt werden soll, ist nun dieser: man verbietet nicht die Arbeit, man bestraft nicht die Anbieterinnen, man bestraft nur und ausschließlich die Käufer. So, als würde man nicht den Dealer sondern nur den Drogenkäufer einsperren.

Die Kette sieht daher beim „modernen“ Prostitutionsverbot seltsam anders aus:

  1. Prostitution ist ein gesellschaftliches Übel (moralisches Werturteil).
  2. […]
  3. Die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen wird bestraft (einseitige Verpönung als alleinige rechtliche Konsequenz).

„Käufer“, die männliche Form des Wortes, ist hier bewusst gewählt und geschrieben. In der Welt dieser rigiden feministischen Moral kommen Frauen als Konsumentinnen von käuflichem Sex und männliche Sexarbeiter nämlich gar nicht vor. Oder bestenfalls als verwirrte Seelen, als unbedeutende Kratzer auf der Platte eines festgefügten Weltbilds. Es ist dies eine Welt, in der Frauen ausschließlich Opfer und Männer ausschließlich Täter sind. Eine „praesumptio iuris ac de iure“ gewissermaßen, eine unwiderlegbare, rechtlich bindende Vermutung (Fiktion). Und Opfer brauchen natürlich Schutz und damit starke Beschützerinnen.

Als „fragwürdig“ bezeichne ich dies deshalb, weil diese Politik Sexarbeit ganz klar zum gesellschaftlichen Übel erklärt, eine an diesem „Übel“ beteiligte Seite aber von den strafrechtlichen Folgen, die an dieses moralische Urteil geknüpft werden, ausnimmt, während die andere Seite die volle Härte des Gesetzes spüren soll. Ob dies aus der Perspektive des grundrechtlichen Gebots der Gleichheit aller vor dem Gesetz rechtlich haltbar ist, wird sich zeigen.

Dahinter steht die Vorstellung, dass Frauen stets und ausnahmslos von Männern zur Sexarbeit gezwungen werden, dass man also nur den – männlichen – Wunsch nach käuflichem Sex unterdrücken muss, um Sexarbeiterinnen ein freies und selbstbestimmtes Dasein zu ermöglichen.

Jeder Mensch, der nun leugnet, dass es in der Sexbranche unappetitlich zugeht, und es dort Nötigung, Zwangsarbeit, ja moderne Formen der Sklaverei gibt, möge sich schämen! Aber all diese Dinge sind bereits strafbar und werden nicht verschwinden, bloß weil man die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen unter Strafe stellt. Ich glaube nicht, dass ein russischer oder chinesischer Menschenhändlerring, der minderjährige Frauen als Zwangsprostitutierte nach Frankreich verschickt, unter dem Eindruck eines solchen Verbots seinen Opfern ein Bündel Bargeld in die Hand drücken und sie reumütig in die Freiheit entlassen wird!

Ja, wie ist das überhaupt mit der Freiwilligkeit in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen aller Art? Setzt sich jemand freiwillig an die Supermarktkasse, schlichtet Waren ins Regal oder putzt anderer Leute Dreck weg, weil sie oder er darin Erfüllung findet und einen fairen Anteil am Gewinn bekommt? Nein, das ist sind alles bloße  Jobs, die man macht, weil man nichts Anderes hat oder nichts Besseres zu finden glaubt. Ähnlich ist es mit der Sexarbeit. Die „Hure aus Leidenschaft“ ist wohl ein Mythos, eine (männliche) Sexfantasie.

Aber wenn man Ausbeutung verbietet, so heißt das nicht, dass die Ausgebeuteten ab sofort fair bezahlt werden oder einen schöneren Job bekommen. Meistens entsteht bloß ein grauer oder schlimmstenfalls ein schwarzer Markt. Also ein Markt, der sich staatlicher Aufsicht entzieht oder zur Gänze von kriminellen Elementen kontrolliert wird, so wie der Markt für verbotene Suchtmittel.

In einem legalen Markt für Sexarbeit kann man darauf drängen, Zuhälter und andere Ausbeuter in die Schranken zu weisen. In einem „grauen Markt“, in dem Nachfrager/innen sich vor der Polizei fürchten müssen, was auch Anbieter/innen davon abhalten wird, im Beruf an der Staatsmacht auch nur anzustreifen, könnte die Kontrolle wieder stärker in die Hände von Berufskriminellen gelangen. In einem solchen Markt wäre, zynisch gesprochen, die „ideale“ Sexarbeiterin sehr jung, drogenabhängig und würde sich illegal im Land aufhalten. Solcherart könnte sie von Zuhältern – oder sogar Zuhälterinnen? – leicht kontrolliert und davon abgehalten werden, sich an die Polizei zu wenden.

Oder glaubt jemand an das feministische Märchen, dass die Prostitution verschwinden wird, wenn man Männer nur hart genug bestraft?

Treue (k)lebt


Ich begehre Frauen und Männer.

Natürlich ist die Anziehung nicht gleich. Frauen wirken viel stärker auf mich. Es gibt viel mehr Frauen, deren Anblick allein erotische Fantasien auslöst, mit denen ich spontan nackt in einem weichen Himmelbett liegen und Zärtlichkeiten austauschen möchte.

So weit, so banal. Das ist nur das kleine Einmaleins der Bisexualität. Hundertfach beschrieben.

Männer regen selten die Fantasie an. Solche, die es tun, sind rare, regelmäßig unerreichbare Glücksfälle. Manchmal sind sie schlicht und einfach heterosexuell. Strikt heterosexuell, das heißt, auch von einer Tivi nicht verführbar, auch nicht von einer feminineren, als ich es bin. Aber Männer müssen nicht unbedingt schön oder Stoff für Tagträume sein. Wenn ich eines auf meinen Ausflügen in Swingerclubs gelernt habe, dann ist es die Kunst, sich gehen zu lassen, einfach auf einer Libido-Welle zu surfen.

Meistens schrecken wir genau davor zurück. Und es gibt auch gute Gründe dafür! Man kann an den Falschen oder die Falsche geraten (gefährliche Menschen mit einem psychischen Knacks meine ich), man kann den Boden unter den Füßen verlieren und auf die Safer-Sex-Regeln vergessen. Es gibt einige „Wenns“ und „Abers“! Aber wenn man so eine Welle reitet, lässt sich der Mann auf das reduzieren, was er zwischen den Beinen hat: seinen Penis.

Die Frau in mir möchte sexuell begehrt werden, manchmal auch einfach ganz wild und roh. Die eigene Fantasie lässt dazu Szenen im Kopf ablaufen, für die es einfach nur pornografische Floskeln gibt: „Komm, geiles Luder, mach die Beine breit und lass dich…!“ Und so weiter halt. Szenen, die der Frau, die ich liebe, nicht gefallen würden, soviel ist gewiss.

Was wäre es mir wert, das auszukosten? Würde ich jemanden verletzen, der auf meine sexuelle Treue zählt? Bricht mit der Treue auch die Liebe? Und was zählt Treue überhaupt? In meinem Alter zählt sie doch schon recht viel, die Treue ganz allgemein, das Zum-anderen-Stehen. Sie könnte das sein, was mich vor Einsamkeit in Alter oder Krankheit bewahrt.

Wäre die Welt eine bessere, wenn wir alle wilder, ungehemmter, experimentierfreudiger und sexuell ungebundener wären? Oder haben die, die es sind, dies es zu sein versuchen, alle miteinander einen leichten Knacks? Treue klebt, sie hält uns zusammen, aber ist Klebstoff wirklich ein sympathischer Stoff? Manchmal erhöhe ich sie zum Ideal, dann wieder verfluche ich sie als sentimentalen Schwachsinn oder als verkappten Besitzanspruch. Aber ich komme von diesem Begriff einfach nicht los!

Published in: on 19. November 2013 at 19:06  Comments (3)  
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Wenn der Ehschowissen mit dem Mann wackelt


Dominique Strauss-Kahn, kurz DSK genannt, der frühere französische Finanzminister und Präsident des Internationalen Währungsfonds, ist wieder in Freiheit. Der Vorwurf der versuchten Vergewaltigung hat sich noch nicht in Luft aufgelöst. Doch die Frau, die anklagend auf ihn gezeigt hat, scheint sich selbst in Konflikt mit einigen Tatsachen gebracht zu haben, sodass die New Yorker Staatsanwälte aus Angst vor einer Blamage in dieser „clamorosen“ Causa ein paar Gänge zurückgeschaltet haben.

Aber auch wenn es einvernehmlicher Sex war, was lässt einen Mann, der alles hat, Erfolg, Ehre, Einkommen, Macht, ja die Chance, als französischer Staatspräsident einen einsamen Gipfel der Macht zu erklimmen, das Risiko eingehen, eine westafrikanische Asylantin, ein Zimmermädchen in einem Luxushotel, zum spontanen Oralsex zu drängen oder zu überreden? Denn ich glaube, zumindest letzteres können wir im Fall DSK als Tatsache annehmen.

Offenbar dieselben Körperteile, die US-Präsident Bill Clinton einst veranlasst haben, sich von der Praktikantin Monica Lewinsky einen blasen zu lassen: Schwanz und Eier. Jene männlichen „Edelsteine“ also, die, erst einmal voll unter Dampf, offenbar dem Gehirn keine Chance lassen und das Kommando übernehmen.

Wie viele – alle? – Beobachterinnen und Beobachter der jüngsten Fälle DSK und Kachelmann anmerken, prallen da Weltbilder aufeinander: Hier die feministische Theorie vom Mann als latent triebgesteuertem Unhold, dem nicht zu trauen sei, dort die maskulistische Theorie von der Frau als hinterhältigem Schmarotzerwesen, das den genetisch bedingten Drang des Mannes zur Fortpflanzung nutze, um ihn hinterher finanziell wie moralisch auszupressen.

Nun, genetisch bin ich ein Mann. Meine vor eineinhalb Jahren im Labor bestimmten Werte für die gängigsten Sexualhormone lagen alle im altersmäßigen Referenzbereich. Ich bin keine Testosteronbombe, aber ich funktioniere „da unten“ offenbar ganz normal.

Aber ich verstehe Männer wie DSK und Kachelmann nicht, die ihren Penis in jede weibliche Körperöffnung stecken müssen, die sich anbietet – und vielleicht noch viel mehr in die, die sich nicht anbieten!

Ich bin nicht prüde und „moralisch“, oh nein! Ich bin Libertine oder Libertin, ich glaube an ein gewisses Maß an erotischer Freiheit und Freizügigkeit, das man sich gönnen sollte. Wahrscheinlich hatte ich aber im Vergleich mit dem DSK-Menschentyp eine verschwindend kleine Zahl an sexuellen Begegnungen.

Aber macht dieses „Wham, bang, thank you, Ma’am!“, der schnelle Blow-Job vom Zimmermädchen, der Quickie mit der Sekretärin auf der Bürotoilette, im Verhältnis zum Risiko denn auch Spaß? Ich meine, wenn’s nur darum geht, sich schnell einen sexuellen Höhepunkt zu verschaffen: Selbstbefriedigung ist erfunden, funktioniert, und kann ihre Karriere nicht gefährden, meine Herren!

Also geht’s dem DSK-Mann wohl vorrangig gar nicht um Sex und den Abbau eines triebhaften Drangs, eines sprichwörtlichen Samen- und Hormonstaus? Haben die Feministinnen doch Recht, die männlichen Sex als Akt der Machtausübung über die Frau interpretieren? Geht es darum, „sich zu beweisen“, zu zeigen, dass man „es“ nicht nur physisch kann – DSK ist jenseits der 60, das sollte man nicht ganz übersehen -, sondern dass die Hand kraftvoll das Lenkrad dreht, man(n) fest im Sattel sitzt und das Kommando hat?

Als Mann hat mich der wahrscheinlich fehlende „Testo-Drive“ vielleicht daran gehindert, ein Alpha-Männchen vom Schlage DSKs zu werden (die dafür notwendige Intelligenz schreibe ich mir mal frech einfach zu). Und manchmal, nicht oft, aber immer wieder, erwische ich mich, erwische ich Tanja oder auch meine homosexuelle Seite bei Fantasien vom Sex mit dominanten, virilen, testosterongeladenen Männern. Stelle ich mir vor…nein, denkt euch den Rest, ich schreibe ja hier keine Pornogeschichte!

Hmmm, könnten also auch die Maskulisten Recht haben, die ein männlich-weibliches Machtgefälle als genetische Voraussetzung der Fortpflanzung interpretieren? Die sozusagen meinen, dass die Frau biologisch im Grunde auf „Beine breit!“ programmiert sei? Aber ich bin doch genetisch und hormonell keine Frau. Denke ich aber doch (auch) wie eine? Wie eine Frau, was für eine Frau? Eine Gute, eine Böse, eine Schlampe, eine mangelhaft emanzipierte Frau?

Oder habe ich einfach nur ab und zu einen bestimmten, variablen sexuellen Gusto, so wie man heute Sushi und morgen Schnitzel möchte?

Es ist kein Geheimnis, dass ich den kultur- und sozialwissenschaftlich geprägten Feministinnen mehr Sympathie entgegenbringe als den Maskuli(ni)sten mit ihrer deutlichen Orientierung an Biologie und Genetik. Auch wenn Tanja nicht unbedingt gängigen Emanzipationsidealen entspricht.

Aber zuhören sollte man beiden Seiten. Sonst wird man das Rätsel der DSK-Männer vielleicht nie entschlüsseln können.

Published in: on 4. Juli 2011 at 22:22  Kommentare deaktiviert für Wenn der Ehschowissen mit dem Mann wackelt  
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